Acme: Gegründet hat die Crew der Audi mit noch jemandem, dessen Namen ich jetzt nicht genau sagen kann. Er hat damals sein Tag sehr oft gewechselt, allerdings auch nie gesprüht, deshalb ist das egal. Ich wollte am Anfang noch nicht so richtig illegal sprühen, aber als es mich dann doch gepackt hatte, war ich natürlich dabei, da der Audi einer meiner besten Kumpels war. Und drei Tage nach meinem ersten illegalen Bild, bin ich mit dem Tick losgegangen und hab zu ihm gesagt "Mal doch einfach mal ein BDG, da bist du jetzt auch in der Crew", und am selben Abend war der Audi mit dem Monroe unterwegs und hat ihm die selbe Frage gestellt, und dann waren wir komplett.
Tick: Das war im Sommer 99. Am Anfang gab es auch die Frage, welche Buchstabenkombination wir malen sollten, DGB, GBD, ... zum Schluss haben wir uns dann entschieden, dass BDG das coolste ist. Das Gründungsdatum war der 24.7. Witzigerweise ist das genau die Zahl zu den Buchstabenen BDG. Dann ging es richtig straight los. Eine Bedeutung der Buchstaben gab es damals noch nicht, die gibt es jetzt auch nicht wirklich, aber man sich schon ein paar Sachen ausgedacht: "Blazin DraGons", "Bunt Durch Graffiti", "Bomb Dein Ghetto", "Befrei Deinen Geist", "BorDellGänger", "BehinDertenGruppe", "Bad DoGs", "Big Dick Guys"... yeahr.

Tick: Nachdem wir die Crew gegründet hatten, ging es dann 2 Jahre eigentlich gut los, weil wir auch ziemlich auf Graffiti hängengeblieben sind. Wir sind dann richtig produktiv gewesen, bis ca. 2002. Seitdem ist das Crewding halt ab und zu ein Bombing zu setzen. Ansonsten gehen wir alle unseren eigenen Weg. Die Crew gibt es natürlich immernoch, aber wir pushen jetzt mehr unsere Namen. Crewbombings gab es genug, und die sieht man ja auch noch überall in Leipzig.

Tick: Damals, so ca. 95 bin ich mit meinen Homies aus dem Schreberbad gekommen, halt Autozeichen knacken, und da stand so eine Schrottkiste am Strassenrand. Wir haben reingeschaut und da hab ich ne Dose gefunden, blauer Metalliclack. Ich hab dann auf dem Heimweg meine ersten Tags gezogen. Später war ich mit einem Kumpel, der auf Modelleisenbahnen stand, in einem Modellbahnladen und da gab es solche Graffiti-Rubbelbildchen, die man sich auf die Züge kleben konnte. Die hab ich dann auf meiner Eisenbahnplatte auf alle meine Waggons gezimmert und fand das so geil, dass ich mir irgendwann gedacht habe "Das musst Du auch machen". Von dem Zeitpunkt an, inspiriert und animiert durch die Rubbelbilder hab ich mit Graffiti angefangen. Mein erstes Piece hab ich dann auch mitten am Tag in meinem Ghetto an ein Stromhäuschen gemalt. Es war Sommer, ich hatte ne Gelb, eine blaue Markierungsdose, die man eigentlich auf den Boden hält.
Acme: Mein erstes Tag war mit der selben Dose aus dem Schrottauto. Und dann kannte ich natürlich Monroe, der hatte schon ne Weile gemalt, zwei Monate glaube ich, und durch fleißiges Sketchen kam dann eins zum anderen.

Acme: Das hat ewig gedauert. Die ersten einigermaßen bekannten Kontakte war dann die WRA.
Tick: Die hatten eher so außerhalb gemalt, an Autobahnen und auf Dörfern. Wir haben sie sozusagen in die Stadt geholt und dann auch irgendwann mal mit ins ****-Yard genommen. Das klingt jetzt komisch, ist aber so gewesen (Gelächer). Damals wären wir schon begeistert gewesen, mal mit "großen" Leuten malen zu gehen, aber heute ist das irgendwie ganz normal, dass man die bei Aufträgen oder an Fames trifft oder einfach mit denen Sprühen geht. Wir waren aber am Anfang zu underdog-mäßig unterwegs, wir sind ständig in unsere Hallen gerannt und haben für uns gesketcht.
Acme: Heutzutage habe ich das Gefühl, dass es irgendwie anders ist: da lernen die jungen Sprüher immer erst jemanden kennen, bevor sie richtig losgehen.

Tick: Wo hastn das gehört?
Acme: Man munkelt...
Tick: Naja, Style ist uns schon ziemlich wichtig, sonst hätten wir nicht am Anfang, bevor wir illegal angefangen haben, wie die Blöden geübt. An Fames und in leeren Hallen. Wir wollten vorher unseren Style trainieren, deshalb haben wir an Stellen geübt, die nicht gleich jeder gesehen hat. Deshalb legen wir schon sehr viel Wert auf Style.
Acme: Eigentlich liegt es daran, dass wir uns doch ganz schön viel an den Mags orientiert haben und weniger an Leipzig. Deshalb haben wir auch kaum richtig Bombings geübt.
Tick: Die oberste Liga ist eben Style zu malen. Es gibt verschiedene Disziplinen, du kannst Taggen, Throw-Uppen, Bomben, Quick-Piecen, Stylen und dann Wild-Stylen. So steigert sich das nach oben. Das soll nicht heißen dass simple Sachen scheisse sind, einfache Buchstaben, chrom und schwarz bleiben trotzdem Hammer. Man kann zwar versuchen, in Wild-Styles zu verstecken, dass man nicht malen kann, aber irgendwann hat man den Blick dafür und sieht, dass dort Sachen nicht stimmen. Die ganzen kleinen Elemente müssen zueinander passen und das Ergebnis muss gut aussehen. Der erste Strich muss zum letzten passen. Und ich finde, das ist bei aufwändigeren Sachen viel schwieriger als bei einfachen. Bombings sind ok, die gehören dazu, aber ich finde Pieces, bei denen man sieht, dass sich einer angestrengt hat, definitiv cooler. Ich bin Styleliebhaber, deshalb mache ich in letzter Zeit auch soviel in dieser Richtung.

Tick: Das war so: Ich habe halt etwas im Kopf gehabt und das habe ich gemalt. Hinterher hab ich dann gesehen, dass es doch ein bißchen anders werden sollte und dann probiert man das halt nochmal. Das sind dann solche Serien, in denen die Bombings sicherlich ähnlich sind, aber mit kleinen Abwandlungen. Am Ende sollte das Bombing dann so sein, wie ich es wirklich wollte.

Tick: Für mich gehört das alles zusammen: Skizze machen, zur Stelle fahren, dann der Höhepunkt, das Bild sprühen, dann wieder nach Hause, am besten so, dass alles cool ist, am nächsten Tag Foto machen.
Acme: Es macht schon Spaß mit Kumpels sprühen zu gehen. Ich mache es aber hauptsächlich wegen dem Bild. Natürlich hat man durch Graffiti eine gewisse Bindung zu Leuten und muss zusammenhalten, aber wenn ich mit denen Bier trinken ist das von der Action her für mich dasselbe. Auch weil ich eigentlich die meisten schon vor der Graffitizeit kannte.

Acme: Taggen ist Risiko.
Tick: Besonders wenn du mehr als ein Ding machen willst. Wir haben da lieber 4 oder 5 Bombings an einem Abend gemacht und uns auf dem Weg unauffällig verhalten, als die ganze Nacht zu taggen.

Acme: Wenn ich nicht schon immer sprühen würde, würde ich es nicht machen. Eigentlich find ich es doof, anderer Leute Sachen kaputt zu machen. Wenn mir einer aufs Auto sprühen würde, würd ich den tot prügeln. Ich bin da echt in einem Konflikt, denn ich habe halt ab und zu meine Ideen, die rausmüssen.
Tick: Die Sachen, die man besprüht sind ja für uns auch irgendwo nur Mittel zum Zweck. Man versucht ja immer nur zu zeigen, dass man da ist, dass man noch lebt. Natürlich passt das den meisten Leuten nicht, dass man ihr Hab und Gut besprüht, aber letztendlich denkt man dann beim Sprühen nicht mehr daran.
Acme: Aber Du kannst keinem Hausverwalter oder so erklären, dass es jetzt für Dich wichtig ist, dort dran zu sprühen.

Acme: Der Audi reist sehr gerne und sehr viel und war im Prinzip schon überall in Europa. Für uns steht halt der Kontakt nach Köln ziemlich fest.
Tick: Es ist natürlich geil, auch mal woanders zu malen und deshalb machen wir das auch eigentlich wo wir können. Ist halt cool, wenn auch mal in einer anderen Stadt mein Name gesehen wird, das ist ja auch irgendwo das Ziel von Graffiti. Aber ansonsten mache ich natürlich Graffiti lieber in meiner Stadt. Wenn ich hier wohne gehört auch hier mein Graffiti hin.
Acme: Das ist auch irgendwie ein Grund, warum ich Eigentum zerstören muss: ich möchte einfach jeden Tag ein Bild von mir sehen.

Acme: Aufhören! Ne Quatsch, warn Spaß.
Tick: Graffiti ist halt ein cooles Ding und wenn man einmal richtig drin ist, bereichert einen das schon sehr an Erfahrung und coolen Momenten. Dann kann man das auch ruhig weitermachen.
Acme: Was mich total nervt und langweilt, ist dieses Gangster-Ding. Das interessiert einfach mal niemanden mehr.

Tick: Ich male am liebsten mit Rest-Dosen. Da kommen oft coole Dinger heraus, wenn man beschränkt ist, eine bestimmte Sache mit den letzten Schluck machen zu müssen. Die einzige Dose die bei mir (fast) voll ist, ist die Outline. Auch wenn man zum Beispiel das Fill-In mit Farbe rollert, kann man einiges an Kohle sparen. Und das Ergebnis ist genauso gut oder sogar noch fetter, weil das Bild flächiger wirkt.
Acme: Ich hab das Gefühl, ich nehme immerwieder das selbe an Farben.
Tick: Du holst Dir ja auch die Dosen teuer im Laden, ich bestell mir eher öfter mal Trash-Packs oder Test-Dosen und muss halt mit dem auskommen, was ich habe. Auch mit Dosen, auf die nur Female-Caps passen oder solchem Schrott. Einfach mal mit Dosen zu malen, mit denen man nicht jeden Tag malen kann, ist eine Herausforderung und das finde ich geil. Bunt ist Trumpf.

Acme: Das ist eigentlich die perfekt Audi-Frage, er würde sicherlich sagen: "Den letzten Steeler-Triebkopf" aber er könnte da noch stundenlang andere Sachen aufzählen.

Acme: Es ist echt schade, dass er hier nicht dabei sein kann. Er ist bei uns immer im Kopf am Start aber halt zu selten hier.

Tick: Mich wird Graffiti nicht so schnell loslassen. Ich werde auf jeden Fall noch sketchen, mir die Bilder anschauen, mich auf dem Laufenden halten. Genaueres: keine Ahnung.
Acme: Eigentlich würde ich schon jetzt nicht mehr sprühen gehen. Aber ich hab halt ab und zu eine Idee die raus muss. Und das wird sicher so bleiben.